Robotic Process Automation (RPA) und Test-Versionen

Auf unserem Blog wurden immer wieder Automatisierungsmöglichkeiten mithilfe von Excel und VBA vorgestellt und im Detail ausgeführt. Dabei haben wir uns stets innerhalb von Excel bewegt (respektive innerhalb der Microsoft Office-Umgebung). Seit Kurzem ist in Sachen Automatisierung von Arbeitsabläufen ein neuer Begriff im Umlauf - "Robotic Process Automation (RPA)". Mithilfe dieser Technologie stehen Unternehmen wie auch Privatpersonen virtuelle Mitarbeiter zur Verfügung, um Prozessabläufe über alle Anwendungen hinweg eigenständig auszuführen. Gegenüber Business Process Automation unterscheidet sich RPA insbesondere dadurch, dass nach der Inbetriebnahme keine menschliche Interaktion mehr notwendig ist. Outsourcing-Aktivitäten könnten mit der Technologie wieder ins eigene Unternehmen rückintegriert werden, da man die Prozesse im Detail bereits identifiziert und definiert hat. Generell sind die meist regelbasierten Abläufe mittels RPA-Software aufzuzeichnen, um den virtuellen Arbeiter in Betrieb zu nehmen. Dies ist also stark angelehnt an den bekannten Makro-Rekorder in VBA. Doch ist vor dem Hintergrund von RPA nicht nur von sogenannter Desktop Automation zu sprechen: Diverse Anbieter legen derzeit hohen Wert auf die Entwicklung von Machine Learning und Artificial Intelligence-Komponenten, um den Konfigurationsbedarf bei den Anwendungen weiter zu senken und "smart" auf Veränderungen reagieren zu können - das Spektrum an Möglichkeiten wird dadurch drastisch ausgeweitet.

Robotic Process Automation wird bereits vielerorts eingesetzt. Wie Maschinen im Landwirtschafts- und Industriesektor Einzug gehalten haben, kommen nun vermehrt Roboter im administrativen Bereich und für wissensbasierte Prozesse zur Anwendung. Vorläufig handelt es sich noch um ein Consulting getriebenes Geschäft, die Wissenschaft an sich hat sich noch nicht ausgiebig mit dem Thema beschäftigt. McKinsey, Gartner Group und Studien von der Oxford Universität beispielsweise stufen cirka 30 - 50 % der momentan vorhandenen Berufstätigkeiten als gefährdet ein (siehe Fersht - Don't panic, roboters are not job snatchers oder auch die bekannte Studie von Frey & Osborne - The Future of Employment: How Susceptible Are Jobs To Computerisation? aus dem Jahr 2013). Disruptive Technologien haben in der Vergangenheit stets gezeigt, dass sie zwar Jobs und bestehende Firmen und Strukturen gegenstandslos zu machen vermögen, doch haben sie im selben Atemzug neue Anforderungsprofile und Möglichkeiten mit sich gebracht. So sollte es sich auch mit RPA verhalten - die Technologie ermöglicht es, bestehende Tätigkeiten vollständig zu automatisieren und lässt uns dadurch den Fokus auf andere Themen zu legen.

Wie bereits erwähnt ist Robotic Process Automation zunächst ein Thema, das die Beratungsfirmen vorantreiben. Die zwei bekanntesten Anbieter einer RPA-Software sind Automation Anywhere und Blue Prism, welche übrigens auch an der Börse kotiert ist (siehe PRSM.L auf finance.yahoo.com). Neben diesen zwei grossen Anbietern wächst zudem WorkFusion heran, bei welchen man kostenfrei eine im Umfang reduzierte Version (RPA Express) anfordern kann. Ebenfalls eine Gratisversion bietet UiPath an - die Community Edition. Von Kofax Kapow kann man ebenfalls eine Testversion anfordern. Es gibt dazu diverse Anleitungen und Tutorials, um selbst Prozesse aufzuzeichnen und daraufhin automatisch abspielen zu lassen - analog dem Makro-Rekorder. Es lohnt sich auf jeden Fall, diese Technologie und die dadurch erschlossenen Möglichkeiten zu betrachten und für eigene, spezifische Anwendungsfälle in Betracht zu ziehen!